02/07/2024 0 Kommentare
Zehn Jahre Rundkirchenkonzerte ...
Zehn Jahre Rundkirchenkonzerte ...
# Orgel-Förderverein
Zehn Jahre Rundkirchenkonzerte ...
... Ein festliches musikalisches Jubiläum.
Das erste Winterkonzert 2023 in der gut gefüllten Rundkirche war zugleich das Zehnjahresjubiläum dieser beliebten Tempelhofer Kirchenkonzerte (Warum es wohl „True Colours“ betitelt wurde?). Zwei international renommierte Musiker gestalteten den wunderbaren Abend – die hervorragende litauische Organistin und Pianistin Karolina Juodelytė aus Lichterfelde und der deutsche Startrompeter und Hornist Daniel Schmahl aus Neubrandenburg.
Zur Eröffnung erklang feierlich- fanfarenhaft die barocke „Sonate in g“ des seinerzeit berühmten mährischen Komponisten und Trompeters Pavel Vejvanowski (1640-1693), der an die 100 Musikwerke geschrieben hatte –Messen, Sonaten, Motetten …
Sodann gab es die Orgelversion von „Der Winter“ aus Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Ein düsterer Beginn, bei dem man Frost und Kälte zu spüren meint, wird abgelöst von zarten und stürmischen Klängen, die tirilierend und gewitterlich den Frühling zu künden scheinen und dann von einer schönen Melodie beschlossen, die wie leiser sonniger Schneefall klingt. Frau Juodelytė spielte das wohlbekannte Stück ganz meisterlich.
Es folgte das Allegro moderato vom „Concerto in C-Dur“ des Opernkomponisten Tomaso Albinoni (1671-1751), vorgetragen mit Piccolotrompete und Orgel. Auch dies festlich – barock und technisch anspruchsvoll, die Trompete virtuos, der Orgelpart perfekt.
Nach einer Pause begann der zweite Teil mit dem „Concerto in Es“ des ebenfalls seinerzeit bedeutenden Komponisten der Vorklassik Georg Christoph Wagenseil (1715-1777). Von ihm geht die Sage, dass er für Mozart, als der ein Stück von ihm vortrug, die Notenseiten gewendet haben soll. Schmahl bläst dazu das „Corno da saccia“, eine Art Waldhorn, einfühlsam begleitet von der Orgel Juodelytés. Das Andante geht ruhig seinen frohen Gang, das Allegro schreitet zügig und zielstrebig daher.
Dann die berühmte „Toccata und Fuge d-Moll“ von Johann Sebastian Bach, die die Organistin mit jugendlich mitreißendem Schwung und energischer kontrapunktischer Akkuratesse ausführt. Sogleich im Anschluss Bachs bekanntes „Air“ aus der Suite Nr. 3, dieser wunderschöne Ohrwurm, gefühlvoll auf dem Flügelhorn vorgetragen und ohne wirkliche Zäsur schließlich das „Air to Maria“ von dem Freund das Trompeters Matthias Zeller (geb. 1969), eine originelle Variation des berühmten Stücks seines großen Vorbilds.
Nach der zweiten Wein- und Sektpause kommen modernere Komponisten zum Zuge. Zunächst der „Gammal fädbodpsalm fran Dalarna“ des Schweden Oskar Frederik Lindberg (1888-1955), sehr besinnlich und stimmungsvoll zelebriert, gefolgt von dem Orgelsolo „Suite Gothique“ des französischen Spätromantikers der Orgelmusik Léon Boellmann (1862-1897). Die Organistin spielt darin den barock hoch aufrauschenden Choral, das tänzerisch hüpfende „Menuet gothique“, das andächtig fließende „Priere á Notre Dame“ und die ktraftvoll strömende „Toccata“ wieder in mitreißender Manier.
Am Schluss ertönt die sehr interessante „Aria et scherzo“ des armenischen Komponisten der Sowjetzeit Alexandre Aroutiounian (1920- 2012), wobei Schmahl zunächst Flügelhorn und dann Trompete spielt und Joudelytė am Bechsteinflügel sitzt. Der erste Teil ist eher getragen melancholisch, mit reibend-schreitenden Klavierakkorden, auf denen das Horn ruhig einher wandert und der zweite Teil wirkt mit der Trompete fast ein wenig flott jazzig, auch bluesartig, erinnert an Miles Davis, dessen Musik Schmahl schätzt.
Die Zugabe, eine wunderschöne allbekannte Ballade von Leonhard Cohen, bildete den besinnlichen Abschluss.
Alles in allem war es wieder ein sehr gelungener, genussvoller Konzertabend auf hohem Niveau, der Beifall des begeisterten Publikums war sowohl zwischendurch als zum Schluss durchaus heftig und anhaltend.
Ganz zum Schluss noch Blumenstrauß und Beifall für Christoph Wilcken, den Vater und unermüdlichen Förderer der Rundkirchenmusiken.
Vielen herzlichen Dank an die Künstler und die engagierten Veranstalter!
Roland Schiffter
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