Abschied von unserer Blumenfrau

Abschied von unserer Blumenfrau

Abschied von unserer Blumenfrau

# Allgemeines

Abschied von unserer Blumenfrau
Einfach zu schnell? - Abschied von unserer Blumenfrau!
von Christoph Wilcken

Unter Muslimen heißt ein Sprichwort: „Fällt eine Tür zu, öffnet sich ein Tor!“ Dies bestätigt sich auch beim Blumenschmuck des Altars, finde ich: zum Jahresende hat ‚die Blumenfrau‘ aufgegeben; die weiterhin anfallenden Aufgaben dürfen jetzt andere erledigen. Sträuße für Boden- wie Tischvasen waren bei Ingrid Stielau über 30 Jahre in sicheren Händen, sie hat der Kirchengemeinde kreativ und verlässlich gedient! Jetzt reicht die Kraft allemal zum Garten-in-Ordnung-halten, mit-der-Nachbarinplauschen, Schulfreundinnen-treffen und weiter-im Chor-Singen!

Wie viele junge Paare gingen die Stielaus in den 60ern zum ‚Karneval der Ingenieure‘ und tanzten Boogie-Woogie bis zum frühen Morgen. Erst 1971 waren sie aus Wilmersdorf hier in die Gartenstadt umgezogen; hier kamen die Kinder zur Welt, gingen hier zur Schule und Ingrid traf hier im Gemeindehauskeller auf die Töpferei um Annedore Döring. Als Ende der 80er-Jahre die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, ist für die Hausfrau und Mutter auch Zeit für den Kirchenchor, Töpfern mit Kindern und regelmäßigem Kirchgang mit neuen Freundschaften hier und da.

Wohl in einer Chorprobe des Herbst 1989 hätte ich verkündet, dass ein Blumenschmuck-Kümmerer für die Kirche gesucht wird. Dafür war nun die Zeit reif: ein bisschen Lust und ein blühender Garten in der Hinterhand machten ihr die Entscheidung leicht.



Frau Stielau genoss die kurzen stillen Stunden am Altar am Freitagmittag oder Samstagmorgen mehr und mehr. Originelle Blumenvasen wurden angefertigt, Gartengewächse und Blühsträuße angeschleppt und später auf den Kompost gepackt. Sie ertrug die rasche Kritik, als Blumentöpfe den Altar zierten („…hier gehören nur Schnittblumen hin!“) und reagierte flexibel, wenn z.B. eine Hochzeit nicht rechtzeitig angesagt worden war. Sie suchte sich eine Urlaubsvertretung und trug zur viel gerühmten Tempelhofer Buschtrommel ihren Teil gerne bei.

Ein dankbarer Blick nach hinten wird auch schon mal verbunden mit Streit über „Den-daoben“. Einfach zu schnell, findet Ingrid, kamen Krankheit und Tod des Ehemannes, folgten Stürze mit blauen Flecken und forderten Tapfer-Sein und Schwach-Werden. Nach und nach wird das Vasen-Säubern in der Kirche beschwerlich, das Kannen schleppen ein wenig lästig. Der Blumenjob wurde allmählich zur Last. Aber gerne hilft sie auch heute mal aus, falls nötig. Danke für’s Erzählen beim leckeren Frühstück sagt
Christoph

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed