Getauft auf den Namen des dreieinigen Gottes

Getauft auf den Namen des dreieinigen Gottes

Getauft auf den Namen des dreieinigen Gottes

# Theologie

Getauft auf den Namen des dreieinigen Gottes

1. Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und Heil’ger Geist; | ich bin gezählt zu deinem Samen, zum Volk, das dir geheiligt heißt. | Ich bin in Christus eingesenkt, ich bin mit seinem Geist beschenkt.

Liebe Gemeinde, der sechste Sonntag nach Trinitatis ist dem Taufgedenken gewidmet.

Deshalb haben wir als Lesung den Taufbefehl aus dem Matthäusevangelium gehört - auch wenn in diesem Gottesdienst niemand getauft worden ist oder noch getauft wird.

Doch die meisten, wenn nicht gar alle, die sich hier versammelt haben, sind getauft. Wir sind quasi unter uns. Das kann man gut finden, heimelig und gemütlich.

Aber man kann auch fragen: Weshalb kommt niemand, der sich für die Botschaft von der Liebe Gottes in Jesus Christus interessiert, der mal hinein hören und hinein schnuppern möchte, dem wir unsere Gastfreundschaft und die Bereitschaft, Rede und Antwort zu stehen, zeigen können?

“Ich bin getauft” bekennt unser Lieddichter namens Johann Jakob Rambach, ein Erweckungsprediger, der in Halle Superintendent war und vor etwa 300 Jahren lebte.
Damals, im 18. Jahrhundert, war der Umstand, daß jemand getauft ist, anders als heute den  Mitmenschen gegenüber keiner Erwähnung wert: alle waren getauft, und wer nicht getauft war, der gehörte nicht dazu zur Gesellschaft, war bestenfalls geduldet, führte eine Existenz am Rande.

“Ich bin getauft” ist daher vermutlich keine Polemik gegenüber Nichtgetaufte, Juden etwa, die zwar bekanntlich das Tauchbad, die Mikwe, kennen, nicht aber die christliche Taufe auf den Namen des dreieinigen Gottes. Eine solche Taufe als Reinigungsakt und Symbol für den Willen, seinem Leben eine neue Richtung zu geben, hat auch Jesus praktiziert, als er vor dem Wüstenprediger Johannes in den Jordan stieg. Doch wenn überhaupt davon gesprochen werden kann, daß auch dies etwas mit dem dreieinigen Gott zu hatte, dann höchstens insofern, als der Sohn Gottes, Jesus Christus, hier derjenige ist, der getauft und dabei mit Gottes Geist beschenkt wird, der wie eine Taube vom Himmel herab kommt, während eine Stimme erschallt, die des himmlischen Vaters, welche ihn zu Gottes Sohn erklärt.

Auf die Formulierung “gezählt zu deinem Samen, zum Volk, das dir geheiligt heißt” kommen wir später zu sprechen. Wir singen jetzt erst einmal die zweite Strophe!

2. Du hast zu deinem Kind und Erben, mein lieber Vater, mich erklärt; | du hast die Frucht von deinem Sterben, mein treuer Heiland, mir gewährt; | du willst in aller Not und Pein, o guter Geist, mein Tröster sein.

So wie Jesus zum Sohn Gottes erklärt wird, nachdem er aus den Wassern des Jordan steigt, als handle es sich um eine Adoption, die vor den Augen und Ohren aller Anwesenden feierlich zelebriert wird, so wird jeder Mensch, der auf den Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft wird, als Gottes Kind angenommen, zu einem Bruder oder einer Schwester Jesu.

Um seinetwillen dürfen wir Gott “Vater” nennen, innig und drängend mit allem zu ihm kommen, was uns auf dem Herzen liegt, alle unsere Sorge auf ihn werfen; denn er sorgt für uns (1 Petr 5,7).

Wenn der Liederdichter “Kind und Erbe” schreibt, dann klingelte es bei seinen Zeitgenossen, den damals noch bibelfesten Leserinnen und Hörern solcher Worte. Sie dachten unwillkürlich an die Formulierungen des Apostels Paulus im Brief an die Römer, Kapitel 8: Weil wir seine Kinder sind, werden wir auch seine Erben sein: Erben Gottes und Miterben von Christus.

Was gibt es da zu erben? Steht das im Alten oder im Neuen Testament?

Zu “erben” gibt es das Leben, das nicht vergeht, weil es das Leben in der Gemeinschaft dessen ist, der in Ewigkeit lebendig ist, der da ist und der da war und der da kommt. “Erben” ist also ein höchst mißverständliches Wort für uns, die wir dabei an den Nachlaß eines Verstorbenen denken, was ganz und gar nicht gemeint ist.

Deshalb ist es - vielleicht - überflüssig (aber doch nicht falsch) darauf hinzuweisen, daß das lateinische Wort “Testamentum” nichts mit einer letzwilligen Verfügung zu tun hat, sondern  eine Übersetzung aus dem Griechischen ist und “Bund” bedeutet.

Diesen - schon bestehenden - Bund hat Jesus erneuert. Und er hat ihn erweitert auf alle, die sich einladen lassen zur Gemeinschaft mit Gott: Kommt alle zu mir, die ihr euch abmüht, die Gebote Gottes zu befolgen; ich will euch die Last abnehmen.
Man muß dafür keine Bedingungen erfüllen, muß nicht - wie zuvor - in das ”richtige” Volk hineingeboren und beschnitten sein. Man muß es nicht und man kann es nicht. Wir bekommen geschenkt, was wir uns im Leben nicht verdienen können.

Die Frage ist allerdings, ob das für uns überhaupt annehmbar, ob das womöglich gar leichter  für uns ist, als etwas zu erhalten, von dem wir der Ansicht sind, daß es uns zusteht? Denn so ticken wir doch, so ist die Logik dieser Welt, der wir uns vielleicht zum Teil entziehen, womöglich gar entgegenstellen können

Aber sie ignorieren - das erfordert viel Gelassenheit, festen Glauben, die ruhige Zuversicht, daß wir ohnehin (wir mögen strampeln, wie wir wollen) unserem Leben keine Handbreit hinzufügen können, daß Gott für uns mehr als für die Lilien auf dem Felde sorgt, daß wir uns keine Sorgen zu machen brauchen, was wir essen und womit wir uns kleiden sollen.

Gerade wir hier sollten uns lieber die Frage stellen, wann es mal genug ist, wann wir zufrieden sind mit dem, was wir haben und genießen können, während andere durchaus nicht wissen, wie sie heute und morgen überleben, wo sie Zuflucht finden vor Bedrohung und eine Handvoll Reis, um nicht zu verhungern.

Damit haben wir den Pfad der Ethik betreten, und auf dem wandelt auch die nächste Strophe unseres Liedes...

3. Doch hab ich dir auch Furcht und Liebe, Treu und Gehorsam zugesagt; | ich hab, o Herr, aus reinem Triebe dein Eigentum zu sein gewagt; | hingegen sagt ich bis ins Grab des Satans schnöden Werken ab.

Unsere Väter und Mütter im Glauben haben auf der Synode der Bekennenden Kirche in Barmen 1934 formuliert: Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.

Ich finde das noch immer unübertroffen: “Mit gleichem Ernst” gilt das Ja Gottes zu uns und seine Erwartung, daß wir auf sein Wort der Befreiung mit Taten der Befreiung antworten - und zwar Befreiung nicht als “Auszug aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit” [Kant] oder als  fröhlich-unbefangene Inbesitznahme dessen, was wir wie eine Art Spielzimmer zur freien Selbstentfaltung vorzufinden meinen, sondern Befreiung von Unrecht und Gewalt, von Hunger und dem Vorenthalten von Menschenwürde und Freiheit.

Zur Teilnahme an dieser - schon auch manchmal brenzligen, mitunter sogar lebensgefährlichen - Auseinandersetzung mit den Mächten und Mächtigen dieser Welt wird niemand genötigt: “Ich hab aus reinem Triebe ... dein Eigentum zu sein gewagt”, singen wir mit Rambach. “Eigentum” klingt sehr stark, beinahe nach Sklaverei, jedenfalls nach Unfreiheit - und will deshalb überhaupt nicht in unsere Zeit passen, wo, wir mir scheint, kaum etwas so gescheut wird wie sich festzulegen - und dann nicht nur das, sondern sozusagen die freiwillige Abhängigkeit von jemandem: “Eigentum”.

Das bezieht sich, nehme ich an, wiederum auf den Römerbrief, in dessen 6. Kapitel Paulus einiges über die Taufe schreibt, das heute kaum noch bekannt ist, weil der Apostel davon ausging, daß erwachsene Menschen im vollen Bewußtsein der Konsequenzen die Entscheidung treffen, sich taufen zu lassen, während heute bei der Taufe kleiner Kinder die Freude über Gottes Gabe und die Bitte um seinen Segen ganz und gar im Vordergrund stehen.

Ich zitiere nur den einen Satz, Vers 7, in dem das, was im Lied “Eigentum” heißt, mit anderen Worten zum Ausdruck kommt: Eines ist uns klar: was wir früher waren, ist mit Christus am Kreuz gestorben. Die Macht der Sünde, die uns beherrschte, soll dadurch vernichtet werden. Wir sollen nicht länger Sklaven der Sünde sein.

Laßt uns nach so schwerer Kost nun wieder eine Strophe unseres Liedes anstimmen!

4. Mein treuer Gott, auf deiner Seite bleibt dieser Bund wohl feste stehn; | wenn aber ich ihn überschreite, so laß mich nicht verlorengehn; | nimm mich, dein Kind, zu Gnaden an, wenn ich hab einen Fall getan.

...der Bund und Treue hält ewiglich und der nicht preisgibt das Werk seiner Hände, heißt es  am Beginn unserer Gottesdienste - oder mit Worten aus dem 1. Timotheusbrief: Werden wir untreu, so bleibt er doch treu, denn Gott kann sich selbst nicht verleugnen.

Damit ist schon fast alles gesagt, was mir hier erwähnenswert scheint. Ich will aber noch mein Versprechen einlösen und auf die erste Strophe zurückkommen, auf das Gott geheiligte Volk und den Samen, also auf die bleibende Erwählung Israels als Volk des Bundes, den Gott nie gekündigt, wohl aber in Jesus Christus erweitert hat auf alle, die sein Wort hören und ihm vertrauen, ihm folgen, die Seinen werden - und sich, zum Zeichen dafür, taufen lassen.

So wird aus Abrahams Same tatsächlich ein Volk, das - anders als die Dekoration am U-Bahnhof “Museumsinsel” - tatsächlich so zahlreich ist wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer, Leute, die nach Gottes Wort und Willen leben, zumindest aber sich darum bemühen, und so Zeugnis ablegen vor der Welt, auf daß sie glaube.

5. Ich gebe dir, mein Gott, aufs neue Leib, Seel’ und Herz zum Opfer hin; | erwecke mich zu neuer Treue und nimm Besitz von meinem Sinn. | Es sei in mir kein Tropfen Blut, der nicht, Herr, deinen Willen tut.

Es kann nicht ausbleiben, liebe Schwestern und Brüder, daß sich Wichtiges wiederholt - so auch hier: Der fromme Dichter - und sein Lied singend auch wir - gelobt, den eingeschlagenen Weg der Nachfolge Christi weiter zu beschreiten. Da er sich aber unserer menschlichen Schwäche und Inkonsequenz bewußt ist, bittet er Gott um Beistand.

Er sagt aber nicht so etwas wie: “Lieber Gott, mach mich fromm, daß ich in den Himmel komm’!” Denn er weiß: Auf den Spuren Jesu ist er, sind wir - mitten in dieser Welt - schon längst in Gottes Reich unterwegs.

“Der Himmel” ist nämlich keine “Wolke 7", sondern mitten unter uns die zwar unsichtbare, aber durchaus spürbare Gegenwart Gottes, sein Ja zu uns, sein Nein zum Tod und zu den zerstörerischen Werken des Teufels.

Dafür hat Jesus gelitten, dazu ist er gestorben, deswegen hat Gott ihn auferweckt und uns mit ihm - im Glauben - jenes Leben geschenkt, das der Tod nicht vernichten kann.

Ich zitiere ein letztes Mal den Apostel Paulus:

Wenn wir leben, leben wir für den Herrn. Wenn wir sterben, sterben wir für den Herrn. Wir gehören dem Herrn, ob wir leben oder sterben. Christus starb und kam ins Leben, um über die Lebenden und Toten zu herrschen.

Amen - wir singen nun die letzte Strophe unseres Liedes:

6. Laß diesen Vorsatz nimmer wanken, Gott Vater, Sohn und Heil’ger Geist. | Halt mich in deines Bundes Schranken, bis mich dein Wille sterben heißt. | So leb ich dir, so sterb’ ich dir, so lob ich dich dort für und für.

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