Ein „Tempelhofer Urgestein“ lud ein ...

Ein „Tempelhofer Urgestein“ lud ein ...

Ein „Tempelhofer Urgestein“ lud ein ...

# Kirchenmusik

Ein „Tempelhofer Urgestein“ lud ein ...

Der „Zinzendorf-Chor“ tritt nach 60 Jahren in die Metamorphose

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“ - (Pred. 3)

Mit diesem berühmten Bibel-Zitat begann einer der Textbeiträge zum Tag des Jubiläums-Konzerts, und es passte gut, denn am Nachmittag des 11. Juni hatte der „Zinzendorf-Chor“ noch einmal „seine Stunde“: zugleich Jubiläum und Abschied - Rückschau und Verwandlung.

Es war schön zu sehen, wie viele Menschen dies interessierte, und dass sogar ein paar Persönlichkeiten begrüßt werden konnten, die schon vor sechs Jahrzehnten oder auch jahrzehntelang zur Chor-Geschichte gehörten. Für die meisten war es sicherlich neu, wie der Chor seinerzeit gegründet wurde, so kurz nach dem Krieg und in einer Friedhofskapelle; die damalige Gemeinde, die „Zinzendorfer“, hatte nämlich noch gar keine Kirche, was jedoch bald nachgeholt wurde -

Davon berichteten die langjährigsten Chor-Mitglieder aus ihrem eigenen Erleben heraus - als Zeitzeugen, von Anfang an und sehr persönlich in selbst verfassten Textbeiträgen. Der „Zinzendorf-Chor“ hatte gute Zeiten - beispielsweise, als er im Rahmen eines Austauschprogramms zwei Mal nach Amerika reiste und dort - gekleidet in Chor-Roben, wie man es von amerikanischen Chören kennt - bei verschiedenen Auftritten und Konzerten in Kalifornien mitsang.

Eine andere Chor-Reise führte nach Polen und hatte die Auftritte und Konzerte in Warschau und Kuzow zu verbinden mit der Überbringung von Hilfsgütern per Bus und LKWs - diese Kontakte nach Warschau werden von der Paulus-Kirchengemeinde Tempelhof noch immer gepflegt -

Ebenfalls bis heute trägt die langjährige Partnerschaft mit dem „Falkenthaler Chor“, die jedem, der einmal mit in Falkenthal war, nicht nur wegen des musikalischen Austauschs in Erinnerung bleibt, sondern auch wegen der herzlichen Gastfreundschaft mit einem opulenten Angebot an Gaumenfreuden!

Es musste natürlich erinnert werden an die langwierigen Fusions-Verhandlungen mit Tempelhofer Gemeinden, die mit dem Verlust der „Zinzendorf-Kirche“ endeten.

Der „Zinzendorf-Chor“ jedoch überlebte die „Zinzendorf-Gemeinde“ - er zog 2008 mit um in die Götzstraße, wo man sich glücklicherweise darüber freute, plötzlich einen Chor in der Gemeinde zu haben.Viele Jahre lang konnte er zu ein bis zwei Chor-Konzerten jährlich einladen und begleitete als Gemeinde-Chor Gottesdienste, Andachten in benachbarten Seniorenhäusern, Hochzeiten und Trauerfeiern.

Für die Statistiker wurde eingeflochten, dass der Chor in den 60 Jahren seines Bestehens an zwei Standorten wirkte und nur vier Chorleiter „verbrauchte“ - aber zwölf Pfarrer -. Das musikalische Jubiläums-Programm bot in sechs Blöcken einen Querschnitt aus dem breiten, langjährigen Repertoire: es wurde ein musikalischer Bogen gespannt von dem allerersten Lied, das der „Zinzendorf-Chor“ seinerzeit gesungen hatte („Singet dem Herrn ein neues Lied“ von Heinrich Schütz) über Gospels und viel unterschiedlichstes Liedgut bis hin zu einer quasi Premiere, nämlich der ersten Messe, die der Chor je vortrug: der „Missa brevis in C“ von Robert Jones.

Mit der Verabschiedung des Chorleiters der beiden Jahre seit 2014 fiel für den „Zinzendorf-Chor“ eigentlich der „letzte Vorhang“; jedoch stellte der Chor sein Abschieds-Konzert unter das bedeutsame Motto, dass er nach 60 Jahren nun in die Metamorphose gehe.

- Warum „in die Metamorphose“, fragten sich einige - bei diesem Begriff denkt man doch an die Verwandlung einer Raupe hin zum Schmetterling- ? Ja - aber streng genommen bezeichnet der Begriff der Metamorphose insbesondere jenen tiefgreifenden Umbau, der sich im Innern eines Kokons, der sogenannten Puppe, ereignet: also jene im Verborgenen stattfindende Verwandlung, die eine neue Gestalt hervorbringt mit neuen Lebensweisen und Aufgaben -

So ähnlich erlebt sich momentan auch der „Zinzendorf-Chor“: als Teil eines tiefgreifenden Umbaus - nämlich einer großen Umstrukturierung in der Tempelhofer Kirchenmusik - muss er nun im Innern jener größeren Verwandlung auf eine eigene „Metamorphose“ warten.

Es gibt da aber das beflügelnde Bild des Schmetterlings, der am Ende der Metamorphose aus der leblosen Puppe heraustritt: er ist ein Symbol für Wiederbelebung, für Wiederkehr -

Und weil es eben das Ziel der Metamorphose ist, Verwandeltes neu belebt hervorzubringen, hat der „Zinzendorf-Chor“ sein letztes Konzert mit Hoffnung und Zuversicht unter dieses Motto gestellt!

Dass das Wetter einen wunderbar lauschigen Nachmittag und Abend bescherte und im Freien, „unter dem Himmel“, doch auch noch das Jubiläum zu feiern erlaubte, war gerade in diesem Jahr der nicht nur meteorologischen Unbeständigkeiten ein besonderes Geschenk - :
„Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“ (Pred. 3)

Ursula Schulte (für den Zinzendorf-Chor)

Einige Bilder aus der Bildergalerie

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